Continental GT

Den Start in die Periode völliger Eigenständigkeit markierte der Bentley Continental GT. Seite an Seite wurde 70 Jahre hindurch Rolls-Royce und Bentley produziert, bis die beiden Marken zum Jahresbeginn 2003 separiert wurden; jede war mit einem anderen Konzern verbunden. Bentley erinnerte an die wichtigsten Werte der Vergangenheit und erwog die Anforderungen, die in Zukunft an einen ambitionierten Sportwagen gestellt werden – die Schnittmenge der hochgesteckten Ansprüche stecken im neuen Continental GT. Der Hersteller positionierte sich mit dem leistungsstarken Coupé im Bereich der Supersportwagen.

Entwickelt als viersitziges Coupé war auf vier vollwertige Sitze Wert gelegt worden und damit wurde mehr geboten als das, was bei der Konkurrenz als Kompromiss eines 2+2 zu akzeptieren war. Es musste nicht lange gesucht werden, um in der Firmengeschichte den legendären Bentley R Continental (1952-1955) zu finden. Bei ihm handelte es sich um das schnellste serienmäßig gebaute viersitzige Coupé zu seiner Zeit weltweit. Mit dem neuen Bentley Continental GT war nach einem halben Jahrhundert diese Position wieder stolz besetzt. Nur dieses viersitzige Automobil aus einer Serienfertigung mit einer Spitzengeschwindigkeit jenseits von 300 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 4,8 Sekunden war einzigartig weltweit.

Angetrieben von 560 PS, die der 6-Liter W12-Biturbo-Motor zur Verfügung stellte, insbesonders beeindruckte die Kraftentfaltung, weil bereits ab 1.600 U/min ein Drehmoment von 650 Nm beigestellt war. Zum ersten Mal hatte ein Bentley die Gemischaufbereitung verteilt auf 12 Zylinder gezündet. Der Coupe war mir einer sequentiellen 6-Gang Automatik ausgestattet, die der Fahrer mittels Schaltwippen am Lenkrad stuern konnte. Ein Novum war für einen Bentley ein Getriebe mit 6 Gängen, ebenso wie Vierrad-Antrieb und Luftfederung an allen vier Rädern. Das Zusammenspiel aller Antriebskomponenten, Fahrwerksmodule und Bremseinheiten wurden abgstimmt durch elektronische Steuergeräte der letzten Generation.

Neben seiner überlegenen Leistungscharakteristik zeigte der W12-Motor Vorteile, denn dieser 12-Zylindermotor wies nur Abmessungen von 653 mm Länge, 820 mm Breite und 714 mm Höhe auf. In Hinsicht auf die Gewichtsverteilung konnte der Motor überaus kompakt gebaut und optimal positioniert werden. Daraus resultierte ein weiterer Vorteil bezüglich Volumenökonomie. Der Raum, den das Antriebsaggregat nicht benötigte, stand für die Vergrößerung der Fahrgastzelle zur Verfügung. Um Einschränkungen bezüglich der Abmessungen des Innenraums zu umgehen, haben die Ingenieure auch das Differential nach vorne verlegt.

Das Fahrzeuginnere litt deshalb in etwas geringerem Maß unter den Begrenzungen, die häufig mit dem Begriff Coupé verbunden sind. Die Sitzschienen der Sitze boten einen Verstellbereich, der auch großgewachsene Fahrer nicht eingeschränkte; indessen waren bei einer Besetzung mit mehr als zwei Personen, wie üblich bei Coupés, Kompromisse einzugehen. Eine kleine, wohldurchdachte Eigenart bestand in der höher als für Sportwagen üblichen Sitzposition, denn so waren Ergonomie und Platzbedarf durch weniger gestreckte Beine deutlich besser. Bequem untergebracht fanden sich Bentley-Fahrer und Beifahrer ansonsten in vertrautem Ambiente. Die traditionelle handwerkliche Verarbeitung von edlem Holz für das Armaturenbrett sowie ausgesuchtes Leder für Sitze und Seitenverkleidungen bewiesen ebenso wie die Stilelemente des Innenraums die nahtlose Übernahme der zu Recht geschätzten Werte.

 

Technische Daten:
W12-Zylinder-Motor (2 V6-Bänke im Winkel von 72 Grad, Zylinderwinkel 15 Grad) Bohrung x Hub 84 x 90,2 mm, Hubraum 5.998 ccm; 4 Ventile pro Zylinder, 4 obenliegende Nockenwellen; Bosch Motronic ME7.1.1 Motormanagement, zwei luftgekühlte KKK Turbolader, 560PS/411KW bei 6.100 U/min, Drehmoment 650Nm bei 1.600 U/min; ZF 6HP26 6-Gang-Automatik, Vierrad-Antrieb mit zentralem Torsen Differential, rundum unabhängige Radaufhängung, Luftfederung mit elektronischer Dämpferjustierung, Traktions-Kontrolle; Bosch ESP5.7 elektronisches Stabilitäts-Programm, TEVES innenbelüftete Scheibenbremsen rundum, vorne 405mm Durchmesser und 36mm stark, hinten 335mm Durchmesser und 22mm stark, Antiblockier-System (mit HBA "Hydraulischem Brems Assistenten" and EBD "Electronischem Bremskraft Verteiler"), Reifen 275/40R19 auf 19-Zoll Leichtmetallfelgen (optional geteilte 19-Zoll Leichtmetallfelgen, ab Modelljahr 2005 optional Reifen 275/35R20 auf geteilten 20-Zoll 7-Speichen-Leichtmetallfelgen); Radstand 2.745 mm; Geschwindigkeit max. 318 km/h, 0-100km/h in 4,8 sek.

 

von Jan Wessels in Kooperation mit Klaus-Josef Rossfeldt (www.rrab.com)