Arnage RL

„Arnage RL by Bentley Mulliner“ war die Bezeichnung für dieses neue Modelle, wie es der Katalog führte. Aufgrund der Tatsache, dass es unmöglich war, den Wagen in „Serien-Ausführung“ zu bestellen, weil es schlichtweg keine Serienfertigung gab, wurde der Name zum Programm. Jede einzelne Bestellung listete individuelle Wünsche des Käufers auf und diese wurden dann im Dialog mit Technikern, Designern und Handwerkern umgesetzt. Der Arnage RL by Bentley Mulliner wurde im Bereich der viertürigen Bentley-Fahrzeuge an der Spitze positioniert. Hierdurch stellte sich Bentley adäquat auf, um auch im Hinblick auf die Einführung eines neuen Rolls-Royce nach der Separation der Marken vorbereitet zu sein. Denn ab 2003 wurde der neue Rolls-Royce Phantom zu einem fairen Konkurrenten des Bentley, unabhängig von Herstellern wie Maybach und anderen.

Die Angabe „langer Radstand“ fächerte sich sogar schon auf, denn neben der Verlängerung um 250mm standen nun optional auch 450mm oder sogar 728mm zur Auswahl. Bei den beiden längsten Versionen erfolgte dazu eine Anhebung des Daches um 100mm. Hierdurch gewann der Fahrgastraum an Weite und das äußere Erscheinungsbild zeigte wieder stimmige Linien, denn die Karosserie wies im Verhältnis von Länge zu Höhe sonst keine passenden Proportionen auf. Bremsen, Radaufhängungen und auch das elektronische Steuergerät für die Stabilitätskontrolle wurden sorgsam auf das höhere Fahrzeuggewicht abgestimmt. Hinsichtlich der Ausstattung war als Standard perfekte Qualität vorgegeben worden. Ansonsten spiegelte jedes Fahrzeug die individuelle Ausrichtung, die der Käufer vorgegeben hatte, wieder. Es war nicht ungewöhnlich, dass Mulliner durch sein opulentes Angebot viele individuelle Details an Ergänzung erfuhr. Ein amerikanischer Kunde überraschte beispielsweise mit dem Wunsch nach einem in Edelstahl ausgeführten Tankverschluss, der komplett mit dem emailliertem "Winged B" Emblem überzogen wurde.

Es nahm viel Zeit in Anspruch, welche eine Reihe von Bestellern zwingend berücksichtigen mussten, dass Mulliner offen die detaillierte Auflistung und Möglichkeit von sicherheitsrelevanten Maßnahmen anbot. Während der Entstehungsphase flossen dann noch Aufbau-Fertigungen für Panzerung und energieabsorbierende Materialien ein. Diese Leistung der Ingenieure war ausgerichtet auf die Erfüllung des sehr hohen B6 oder VR6 Weltstandard (Schutz gegen Beschuss mit NATO-üblichem Gewehr oder Kalaschnikov AK47; Schutz gegen Handgranaten DM51, auch wenn zwei davon gleichzeitig in der Höhe des Daches oder 150mm unter dem Fahrzeugboden gezündet werden). Die umfassende Ausstattung mit Schutz nach B6-Vorschrift zeigte sich auf der Rechnung mit einem Betrag von £250.000 - £300.000 zusätzlich zum grundsätzlichen Preis mit den vorgenommenen Sonderausstattungen.


Technische Daten:
Leichtmetall-V8-Motor, Zylinderreihen im 90-Grad-Winkel, Bohrung x Hub 104,16 mm x 99,06 mm, Hubraum 6.750 ccm; Bosch Motronic ME7.1.1 Motormanagement für Einspritz- und Zündvorgänge; zwei T3-Garrett-Turbolader mit Ladeluftkühlung und Boost-Funktion; Leistung: 400 PS/336 KW bei 4.100 U/min; max. Drehmoment 835Nm bei 3.250 U/min (ab Modelljahr 2007 450PS, max. Drehmoment 875NM); Hinterradantrieb; GM 4L80-E 4-Gang-Automatik (ab Modelljahr 2007 ZF 6-Gang-Automatik); Elektronische Stabilitätskontrolle Bosch ESP 5.7; Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern; Stabilisatoren vorne und hinten; rundum innenbelüftete Scheibenbremsen (vorn 348 mm, hinten 345 mm), Vierkanal-Antiblockiersystem; Radstand 3.336 mm (optional: 3.566 mm oder 3.844 mm), Spurweite vorn 1.602 mm, hinten 1.602 mm; Reifen 255/50R18 102Yauf RONAL Leichtmetallfelgen 8J18 (ab Modelljahr 2007 Reifendruckkontrolle), Geschwindigkeit: max. 249 km/h (155mph), Beschleunigung 0-100 km/h in 6,3 sek.

 

 

von Jan Wessels in Kooperation mit Klaus-Josef Rossfeldt (www.rrab.com)