Phantom

Die BMW Group erworb am 28. Juli 1998 die Markenrechte und startete kurz darauf das Projekt "Rolls-Royce" mit viel Aufwand. Viele Jahre pendelten die Mitarbeiter des Projektes zwischen BMW in München und dem neu entstehenden Standort im Süden Englands hin und her. Dort entstand schließlich der neue Standort, wo man nach vierjähriger Entwicklung den Rolls-Royce Phantom vorstellte.

Die Namenswahl nahm Bezug auf die schon bekannte Modellbezeichnung des Hauses Rolls-Royce. Schließlich passte der Phantom mit seinen neuen Abmessungen genau in die Kategorie der älteren Phantom-Modelle. Durch einen Radstand von 3.570mm entschied er sich nur minimal von seinem Vorgänger aus den 90er Jahren. Auch Höhe und Breite des Modelles waren etwa auf dem selben Level des Phantom VI.

Es lagen jedoch Welten zwischen den technischen Komponenten und der Fertigungstechnologie des modernen Neulings und seinem Namensvetter aus früheren Zeiten. Die viertürige Karossiere wurde als Aluminium Space-Frame-Struktur gebaut und war somit leichter und trotzdem stabiler als ein Stahlrahmen. Die hinteren Türen waren erneut hinten angeschlagen, was zum einen den verbesserten Ein- und Ausstieg ermöglichte, aber gleichzeitig auch Persönlichkeiten besser fotografiert werden konnten und kein Rahmen im Bild war.

Für den Antrieb sorgte ein neu entwickelter 12 Zylindermotor, der 6.740ccm Hubraum aufbrachte. Das Leichtmetall-Triebwerk brachte es auf 450PS, jedoch musste für diese Kraftentfaltung aufgrund eines ausgebliebenen Turboladers bis in Bereiche über 5.000 U/min. gedreht werden. Diese Tatsache mag auch den Anstoß für das 2-Phasen-Auspuffsystem gegeben haben. So wurde der Auspuff bei niedrigen Drehzahlen auf eine minimale Lautstärke reduziert. Die Kraft auf die Hinterräder übertrug das Sechsgang-Automatikgetriebe und die Einzelradaufhängung wurde unterstützt durch Luftfederung und ein System zur Niveauregulierung.

Es bleibt dennoch die Frage, ob sich solch ein Schwergewicht mit knapp 6 Metern länge ideal als Selbstfahrer-Fahrzeug eignet. Dennoch haben die Ingenieure ganze Arbeit geleistet, denn der Eigner eines Phantom fühlte sich sofort nach Einstieg in gewohnter Atmosphäre. Auch die luxuriöse Materialwahl unterstrich die Übernahme alter Tradition und Werte. Der Rolls-Royce konnte sogar als "Lounge-Version" geordert werden, sodass 5 Passgiere im Fahrzeug Platz fanden und die hinteren Fahrgäste auf einer Rückbank saßen. Als zweite Variante gab es die Version "Theatre", bei der hinten zwei Einzelsitze eingebaut wurden, welche durch eine Mittelkonsole getrennt wurden.

Zur Feier des 100-jähigen Jubiläums und in Gedenken an Frederick Henry Royce und Charles Stewart Rolls wurde in 2004 eine limitierte Serie von 35 Fahrzeugen des Rolls-Royce Phantom "Centenary" gebaut. Zu seinen besonderen Merkmalen zählte unter anderem eine aus massivem Silber gefertigte Kühlerfigur, welche dem Eigner in einer Schatulle überreicht wurde. Diese konnte dann auf Wunsch des Kunden die Standard-Version aus einer Chrom-Nickel-Legierung ersetzen.

In 2005 wurde eine Version mit langem Radstand auf dem Genfer Autosalon vorgestellt. Diese Variante fiel natürlich im Straßenverkehr deutlicher auf als die eh schon lange Standard-Ausführung und konnte auch mit einer Separation zwischen Fahrer und Passagier geordert werden. Die Scheibe war jedoch im Vergleich zu den älteren Modellen nicht absenkbar, was die Langversion zu einer reinen Chauffeurs-Limousine machte.

Beide Varianten erfuhren im Jahr 2008 eine Überarbeitung der Front, jedoch wollte der Hersteller nicht, dass dies als "Facelift" gesehen wurde. Schließlich hatte man nur die Linien der Fahrzeugfront geglättet.

 

Technische Daten:
Leichtmetall-V12-Motor, Zylinderreihen angeordnet im 60º-Winkel, vier Ventile pro Zylinder, Bohrung x Hub 84,6 mm x 92 mm, Hubraum 6.749 ccm; elektronisches Motormanagement für Einspritz- und Zündvorgänge; Leistung: 460 PS/338 KW bei 5.350 U/min; max. Drehmoment 720Nm bei 3.500 U/min; Hinterradantrieb; ZF6HP32 6-Gang-Automatikgetriebe; Einzelradaufhängung rundum mit Luftfederung und integrierter Niveauregulierung (25 mm Höhenverstellung wählbar, selbstrückstellend bei 70 km/h), rundum innenbelüftete Scheibenbremsen (vorn 374 x 36 mm, hinten 370 x 24 mm), Antiblockiersystem; Radstand 3.570 mm, Länge 5.834 mm (Extended Wheelbase Version: Radstand 3.820mm, Länge 6.084 mm), Breite 1.990 mm, Höhe 1.632 mm, Leergewicht 2.485/2560 kg, Zuladung 515 kg; Reifen PAX265x790 R540 A/S auf Leichtmetall-Felgen PAX265x540A (ab 2004 optional vorn Reifen 255/50R21W auf Leichtmetall-Felgen 8x21, hinten Reifen 285/45R21W auf Leichtmetall-Felgen 9,5x21); Geschwindigkeit: max. 240 km/h (elektronisch abgeregelt; Ausführung für USA und Kanada max. 208 km/h), Beschleunigung 0-100 km/h in 5,9 sek.

 

 

von Jan Wessels in Kooperation mit Klaus-Josef Rossfeldt (www.rrab.com)