Phantom Coupé

Die Überlegungen darüber, welche Form das neue Coupé annehmen solle, wurde durch die Konzeptstudie 101EX von Rolls-Royce übermittelt. Schnell stellte man fest, dass sich die Vorstellungen eng am Phantom Cabrio orientierten, welches seit einiger Zeit gebaut wurde. Somit war man bei Rolls-Royce entschlossen, die Variante mit geschlossenem Dach schnell auf den Markt bringen zu wollen. Jedoch sah der zeitliche Plan der BMW-Group, bei der der englische Hersteller eingebettet war, deutlich anders aus. Nach der Vorstellung des 101EX entschied man erst im Herbst 2007, dass die Produktion in 2008 starten würde. Von der Vorstellung des Rolls-Royce Phantom Coupé auf dem 78. Genfer Automobil-Salon im März 2008 dauerte es erneut einige Monate, bis die ersten Auslieferungen des Modells erfolgten.

Das Fahrzeug, welches dann endlich in die Showrooms der Händler gelang, war ein Auto, das sich deutlich in seiner fahrerischen Auslegung vom Cabriolet abhob. Noch deutlicher war der Unterschied bei der viertürigen Limousine mit langem Radstand. Obwohl alle Modelle den hubraumstarken V12-Motor mit 460PS gemeinsam hatten, erlag man durch den kürzeren Radstand des Coupés der Verführung, die durchaus drehfreudige Kraft des Motors auszunutzen. Unterstützt wurde die agile Fahrweise durch die Option, beim Automatik-Getriebe auf "Sport-Modus" umschalten zu können. Damit wurde bewirkt, dass das Fahrzeug im ersten statt im zweiten Gang anfuhr, die Drehzahlgrenze höher lag und der Schaltvorgang beim Kick-Down aprupter wurde. Die Straßenlage des Coupés wurde dabei geprägt durch eine angepasste Kennlinie für die Federung und die Stoßdämpfer hinten, sowie den kräftiger ausgeführten hinteren Querstabilisator. Die schnelle Reaktion auf Bewegungen des Gaspedals und eine neu abgestimmte Steuerung der Elektronik für die Luftfederung nahmen ebenfalls Einfluss auf das Ansprechverhalten des Wagens.

Es wurde gewährleistet, den Phantom zügig bewegen zu können und Kompromisse wurden sorgsam geglättet. Man wollte sich keine Trübung des positiven Eindrucks erlauben. Als Vergleichsmodell bot sich das Bentley Brooklands Coupé an, welcher eine Beschleunigung aus dem Stand auf 160km/h in 11,9 Sekunden schaffte. Das neue Rolls-Royce Phantom Coupé setzte den Wert auf 15,7 Sekunden.

Die Gestaltung der Linienführung erfolgte auf der Grundlage des Cabriolets. Bekannt waren daher schon der geteilte Kofferraumdeckel und auch die nach hinten öffnenden Türen. Daher war bei seitlicher Betrachtung mit ein wenig Distanz kaum ein Unterschied zu finden zwischen beiden fast identischen Modellen. Durch die breit ausgeführte C-Säule konnte darin auf der Innenseite ein Kosmetikspiegel eingesetzt werden mit separater Leseleuchte. Zur Sonderaustattung, die von den meisten Besitzern jedoch bestellt wurde, zählt der als "Starlight" ausgewiesene Dachhimmel, der viele glasfaserversorgte Lichtpunkte an der Decke erzeugt und von strahlend hell bis stark gedimmt eingestellt werden konnte. Es wurde von Rolls-Royce darauf gesetzt, dass ein Insasse sofort bei Einsteigen in das Fahrzeug all seinen Sinnen freien Lauf lassen konnte und mit jedem Gefühl, Geruch und Geräusch an den feinsten Luxus in diesem Auto erinnert wurde. Es war schließlich aufgrund der starken Dämpfung fast nicht möglich, Geräusche von draußen zu hören, sodass man ohne Probleme dem Klang der 420 Watt starken Musikanlage mit 15 Lautsprechern zuhören konnte.

 

Technische Daten:
Leichtmetall-V12-Motor, Zylinderreihen angeordnet im 60º-Winkel, vier Ventile pro Zylinder, Bohrung x Hub 84,6 mm x 92 mm, Hubraum 6.749 ccm; elektronisches Motormanagement für Einspritz- und Zündvorgänge; Leistung: 460 PS/338 KW bei 5.350 U/min; max. Drehmoment 720Nm bei 3.500 U/min; Verdichtung 11:1; Hinterradantrieb; 6-Gang-Automatikgetriebe Typ ZF6HP32; Einzelradaufhängung rundum mit Luftfederung und integrierter Niveauregulierung; rundum innenbelüftete Scheibenbremsen (Durchmesser vorn 374mm, hinten 370mm), Antiblockiersystem und elektronische Stabilitätskontrolle; Radstand 3.320 mm (130,7in), Spurweite vorn 1.687mm (66,4in), hinten 1671mm (65,8in), Länge 5.609 mm (220,8in) Breite 1.987 mm (78,2in), Höhe 1.592mm (62,7in), Leergewicht 2.590kg, Zuladung 460 kg; Reifen vorn Goodyear EMT255/50R21 106W auf Leichtmetall-Felgen 8x21, Reifen hinten Goodyear 285/45R21 109W auf Leichtmetall-Felgen 9,5x21); Geschwindigkeit: max. 250 km/h (elektronisch abgeregelt), Beschleunigung 0-100 km/h in 5,8 sek. (0-60mph 5,6 sek)

 

 

von Jan Wessels in Kooperation mit Klaus-Josef Rossfeldt (www.rrab.com)