Ghost

Das Jahr 2009 war von den Auswirkungen einer wirtschaftlichen Krise weltweit und den daraus folgendenUmsatzeinbrüchen geprägt. Der Sektor der Automobile bildete dabei keine Ausnahme, auch wenn die Folgen in ein paar Marktsegmenten durch staatliche Maßnahmen wie die "Abwrackprämie" verhüllt wurden. Bei Rolls-Royce wirkten diese Einflüsse nicht. Der neue Rolls-Royce Ghost, angesiedelt als viertüriges ‚Mid-Size Model’ unter dem Phantom, bildete nicht nur die Erweiterung um eine neue Modellserie, sondern wurde auch als Hoffnungsträger in dieser Zeit angesehen. Hohe Erwartungen begleiteten die Präsentation des Modells bei der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt im September 2009.

Hinsichtlich der Formgebung bot der Rolls-Royce Ghost keine Überraschung. Das Publikum wurde bereits informiert aufgrund der Konzeptstudie EX200, die als nah an der Serie bezeichnet wurde und über knapp ein Jahr Touren zu Shows und Treffen unternahm. In gleicher Weise galt dies für die Innenraumgestaltung und die notwendige technische Auslegung. Die sehr stattlichen Abmessungen mit einer Länge von 5,40m und einer Höhe von 1,55m waren für die Bezeichnung ‚Mid-Size-Model’ kaum noch vertretbar, höchstens beim direkten Vergleich mit dem noch wuchtigeren Rolls-Royce Phantom. Durch eine enge Anlehnung an die familiäre Nähe wurde das Design betont. Dies hatte die Schlussfolgerung, dass nun auch beim Rolls-Royce Ghost die schon zuvor kontrovers diskutierte Frontansicht nur minimal verändert wurde. Ebenso unverändert blieben die hinten angeschlagenen Türen. Die Strichführung wurde in ihrer visuellen Anmutung insgesamt jedoch wieder dynamischer und machte den Rolls-Royce Ghost zu einer Selbstfahrer-Limousine.

Dieser Eindruck setzte sich ohne Kompromiss in der Gestaltung des Innenraums fort. Dieser profitierte von großzügigem Platzangebot, Sitzen mit gutem Seitenhalt und einer Instrumentenorientierung für den Fahrer. Die für eine Limousine erstaunlich hohe Sitzposition hatte nicht nur den Vorteil des schon traditionellen "commanding views", sondern erlaubte dem Fahrer auch eine genaue Abschätzung der Fahrzeugabmessungen. Somit war es möglich geworden, den Wagen präzise durch volle Straßen fahren zu können. Viele elektronische Helfer unterstützten den Fahrer dabei. Unter anderem besaß der Ghost am Bug eingesetzte Kameras, die die rundumsicht vereinfachten und auch ein Head-Up Display, welches diverse Anzeigen auf die Windschutzscheibe projizierte. Mit Hilfe einer Wärmebild-Vorrichtung wurde der Fahrer sogar bei schlechten Sichtverhältnissen auf schwer erkennbare Gefahren hingewiesen. Ebenso wurde das Fahrzeug mit verschiedensten Fahrerassistenz-Systemen ausgestattet, hierunter auch einen Spurwechsel-Assistenten und einen Tempomat mit Abstandssensor. Teiweise konnte die Instrumentierung sogar bei Nichtgebrauch hinter klappbaren Paneelen versteckt werden. Ein wenig Einbuße mussten jedoch beim Komfort eingegangen werden aufgrund des nach vorne zur Spritzwand stark weitenden Mitteltunnels, welcher den Platz für das neue Getriebe zum Ausdruck brachte.

Die von ZF entwickelte 8-Gang-Automatik regelte den Gangwechsel des Rolls-Royce Ghost, jedoch zeigte das Getriebe trotz kompakter Bauweise ein ordentliches Volumen. Für den Antrieb sorgte ein neu entwickelter V12-Leichtmetall-Motor, welcher mit identischen Werten für Bohrung und Hub (88,3mm/89mm) fast quadratisch ausgelegt war. Der Hubraum von 6,6 Litern in Kombination mit einer Direkteinspritzung und 4 Ventilen pro Zylinder und zwei Turboladern sorgte für ein enormes Drehmoment von 750Nm, welches schon bei 1.500 U/min. zur Verfügung stand. Auch wenn für solch einen Motor nicht unbedingt ein Getriebe mit 8 Schaltstufen erforderlich gewesen wäre aufgrund von hecktischem Hin- und Herschalten im Straßenverkehr, so entschied man sich dennoch für diese gewaltige Kraft, übertragen durch 8 Gänge, um dem Bemühen der Kraftstoff-Einsparung nachzukommen. Dadurch war es möglich, den Zweieinhalbtonner mit einem Durchschnittsverbrauch von 14 Litern auf 100km zu fahren.

Dank des Leistungsvermögens und dem enormen Komfort wurde der Rolls-Royce Ghost zu einer guten Ergänzung in der Fahrzeug-Palette.

 

Technische Daten:
Leichtmetall-V12-Motor, vier Ventile pro Zylinder, Bohrung x Hub 88,3mm x 89mm, Hubraum 6.592ccm; Doppel-Turbolader; elektronisches Motormanagement für Einspritz- und Zündvorgänge; Leistung: 570 PS/420 KW bei 5.250 U/min; max. Drehmoment 780Nm bei 1.500 U/min; Verdichtung 10:1; Hinterradantrieb; 8-Gang-Automatikgetriebe Typ ZF 8HP90; Einzelradaufhängung rundum mit Luftfederung und integrierter Niveauregulierung sowie elektronischer Stabilitätskontrolle einschl. Antiblockiersystem mit geregelter Bremsdruck-Verteilung, Anti-Schlupf-Regelung, Aquaplaning-Erkennung, Spurwechsel-Warnsystem; rundum innenbelüftete Scheibenbremsen (Durchmesser vorn 410mm / 16,1in, hinten 402mm / 15,8in),; Radstand 3.295 mm (129,7in), Spurweite vorn 1.622mm (63,9in), hinten 1660mm (65,4in), Länge 5.399mm (212,6in) Breite 1.948mm (76,7in), Höhe 1.550mm (61in), Leergewicht (DIN) 2.360kg, Leergewicht (EU) 2.435kg, Zuladung 580 kg; Reifen vorn Goodyear EMT255/50R19 103Y auf Leichtmetall-Felgen 8,5x19, Reifen hinten Goodyear EMT255/50R19 103Y auf Leichtmetall-Felgen 8,5x19 (optional Reifen vorn Goodyear EMT255/45 R20 101Y Summer auf Leichtmetall-Felgen 8,5Jx20 EH2+ IS25, Reifen hinten Goodyear EMT285/40 R20 104Y Summer auf Leichtmetall-Felgen 9,5Jx20 EH2+ IS33), elektronische Reifen-Luftdruckkontrolle; Geschwindigkeit: max. 250 km/h (elektronisch abgeregelt), Beschleunigung 0-100 km/h in 4,9 sek. (0-60mph 4,7 sek); Emissions-Standard EU5)

 

 

von Jan Wessels in Kooperation mit Klaus-Josef Rossfeldt (www.rrab.com)